Geschichte der Stadt Weitra

 
Im 12. Jahrhundert begann das Ministerialengeschlecht der Kuenringer das Gebiet um Weitra planmäßig zu erschließen und zu kolonisieren. In ihrem Herrschaftsbereich zwischen Österreich und Böhmen übten die Kuenringer bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts - vom österreichischen Markgrafen bzw. Herzog unbeeinflusst - Hoheitsrechte aus. Diesen sogenannten "districtus Witrensis" bildeten großteils ihre eigenen Besitzungen, aber auch andere Gebiete, die ihrer Gerichtsbarkeit unterworfen waren. Das ursprüngliche wirtschaftliche und administrative Zentrum dieses Gebietes war das heutige Altweitra. Es lag an dem nach Böhmen führenden "Weitraer Weg", 1182/90 wird hier eine Zollstelle genannt.

 Hadmar II. von KuenringDer Kuenringer Hadmar II. verlegte aus strategischen Gründen den Schwerpunkt des Gebietes in die von ihm 3 km südwestlich von Altweitra  1201-1208 neugegründete Burgstadt Weitra. An ihr führte nunmehr der "Weitraer Weg" vorbei. Am höchsten Punkt des gegen Norden stufenförmig abfallenden Granitplateaus stand die Burg, die mittlere und breiteste Zone war für den großen Dreiecksplatz bestimmt, am steil zur Lainsitz abfallenden Nordende errichtete man die Stadtpfarrkirche.    

Als Zufluchtsort für die ländliche Bevölkerung dieses Grenzgebietes und Sammelort für Truppen besaß die Stadt von ihren Anfängen an Befestigungsanlagen, von denen beachtliche Reste bis heute erhalten geblieben sind. Nach missglückten Aufständen verloren die Kuenringer 1296 endgültig Weitra an die habsburgischen Landesfürsten, in deren Besitz es bis 1581 verblieb. Damals, 1581, belehnte Kaiser Rudolf II. Wolf Rumpf Freiherrn vom Wielroß mit "Herrschaft, Stadt und Feste" Weitra, 1592 sprach ihm der Kaiser den gesamten Komplex als freies Eigen zu. Wolf Rumpf war der Kämmerer von Kaiser Rudolf II. Als solcher tritt er auch in Grillparzers "Bruderzwist in Habsburg" auf.

Die Witwe nach Wolf Rumpf (t 1605) heiratete 1606 den schwäbischen Grafen Friedrich zu Fürstenberg, dem sie die Herrschaft vermachte. Diese Familie ist noch heute im Besitz des Schlosses und des Gutes. Im 13. Jahrhundert bildete sich in Weitra eine bürgerliche Gemeinde mit einer Selbstverwaltung. Die Stadt wurde aus dem Landgerichtsbezirk herausgenommen und bildete einen eigenen Gerichtssprengel. Als erste schriftliche Fassung der städtischen Privilegien ist eine Urkunde König Friedrichs des Schönen aus dem Jahr 1321 erhalten  geblieben.

Dabei wurde unter anderem festgelegt, dass die bisher an Weitra vorbeiführende Landstraße durch die Stadt selbst führen sollte. Weiteres erhielten die Bürger der Stadt Weitra das Recht Bier zu brauen. Niemand sonst im Umkreis von 8 Kilometern dürfte Bier brauen. Weitra ist somit auch älteste Braustadt Österreichs, hier wird seit 1321 durchgehend Bier gebraut. Zur Blütezeit des Brauwesens Mitte des 17. Jahrhunderts gab es mehr als 30 Brauereien, ein Herrschaftliches Brauhaus und ein Bürgerliches.

Kaiser Rudolf II von HabsburgDen Grundstock der Bevölkerung von Weitra bildeten die Ackerbürger. Dennoch dürfte die Schicht der Handwerker, die freilich Großteils ihr Gewerbe neben einer kleinen Landwirtschaft ausübten, verhältnismäßig groß gewesen sein. Es sei auf die Tatsache verwiesen, dass im 15. und 16. Jahrhundert 52,6 Prozent der Weitraer Hausbesitzer Handwerksnamen wie Preuer, Müllner, Hafner, Lederer, Fleischhacker, Schlosser und Wagner getragen haben. Die Grenzlage der Stadt und die damit verbundenen Angriffe beeinträchtigten im Laufe der Jahrhunderte oftmals das wirtschaftliche Leben Weitras.

Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts setzte abermals ein großer wirtschaftlicher Rückschritt ein - der Anschluss an das moderne Verkehrsnetz gelang ebenso wenig wie die Industrialisierung. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde Weitra wieder grenznahe Stadt und verlor so einen großen Teil seines natürlichen Hinterlandes in Südböhmen. Erst die gesamtösterreichische Aufwärtsentwicklung in den letzten Jahrzehnten ermöglichte der Stadt wieder ein gewisses Erstarken.

1959 wurde Weitra durch die Eröffnung der Kuenringerkaserne Garnisonsstadt. Schließlich wurden durch die Ansiedlung von zwei Industriebetrieben neue Arbeitsplätze für die Bevölkerung der Stadt und ihrer Umgebung geschaffen. Dadurch konnte der Abwanderung aus Weitra Einhalt geboten werden.

Im Zuge der freiwilligen Gemeindezusammenlegungen in Niederösterreich schlossen sich 1967 die Gemeinden Brühl und Wetzles an die Gemeinde Weitra an, 1971 kamen noch Großwolfgers, Reinprechts, St. Wolfgang und Spital dazu. Bedeutende Aktivitäten setzte die Stadt auf dem Gebiet der Altstadtsanierung. So wurden z. B. seit 1974 in Zusammenarbeit von Bund, Land, Gemeinde und Eigentümern zahlreiche Häuser systematisch und stilgerecht renoviert.

Schlosshof_©Sabine_PreißlIn Folge der NÖ Landesaustellung 1994 wurde das Schloss der Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar gemacht. Heute beherbergt es verschiedene Ausstellungen und ist Schauplatz zahlreicher Veranstaltungen. Vier gigantische Trichterschirme machen den prächtigen Renaissance Arkadenhof Wetterfest.

Das Gemeindegebiet erstreckt sich über 52 Quadratkilometer, neben der Stadt gehören 11 Katastralgemeinden dazu. Derzeit gibt es rund 2700 Einwohner.

 
 

 

 

 Bildrechte: Foto 1: Hadmar II. von Kuenring - © Wikipedia
                    Foto 2: Kaiser Rudolf II. von Habsburg - © Wikipedia
                    Foto 3: Schlosshof © Sabine Preißl